Zur
Geschichte des Projektes.
Der
Bergische Fischerei-Verein 1889 e.V. Wuppertal bemüht sich seit vielen
Jahren um den fischereilichen Fortgang, aber auch Fortschritt an der
Wupper. Nach den Vorlaufstadien WV- Boxen und Brutboxen für das
Freiwasser wurde im Jahre 1996 ein Bruthaus errichtet. Hierbei gab es
zwei Zielrichtungen: zum Einen das Wanderfischprogramm NRW, zum Anderen
die Förderung der heimischen Bachforellenbestände. Zunächst waren die
Bemühungen um die Bachforelle jedoch lediglich auf den Kauf und die
Erbrütung von Eiern beschränkt. Ein Besatz erfolgte dann im Regelfall
als fressfähige Brut in geeigneten Flachwasserbereichen oder in den
Nebenbächen.
Ein
herrlich gefärbter Fisch aus dem Zuchtstamm, aber eben nur eine
Teichbachforelle.
Foto: Helmut Wuttke
Stellte
dies schon einen erheblichen Vorteil im Verhältnis zu anderen Praktiken
dar, so genügte es den Verantwortlichen vor Ort nicht. Auch wenn das
Ausgangsmaterial von
optisch wunderschönen Fischen stammte, wollte man hin zu einem möglichst
autochthonen Stamm aus dem eigenen Einzugsbereich.
Das
ist aber in den meisten Fällen gar nicht so einfach, da eine Vielzahl
der Fliessgewässer und ihre Nebenbäche in den letzten Jahren schon
einmal besetzt oder die Bäche von Besatzfischen „heimgesucht“
wurden, die sich dann möglicher weise mit den dort existierenden Stämmen
vermischt haben. Die genetisch geprägte Laichzeit einzelner Herkünfte
und Vorkommen minimieren zwar die Risiken von Kreuzungen, schließen sie
jedoch nicht 100%ig aus. Wissenschaftliche Untersuchungen
der Problematik könnten an dieser Stelle sehr hilfreich sein.
Dennoch
konnte im Wuppersystem ein Bachlauf
gefunden werden, der zum Hauptgewässer hin durch eine kleine
Talsperre abgeschnitten ist und von der Quelle her ebenfalls durch eine
fischereilich nicht bewirtschaftete Talsperre begrenzt wird. Der Bach
wird seit Jahrzehnten weder von der Angelfischerei genutzt, noch fanden
Besatzmaßnahmen statt.
Der Bergische
Fischerei-Verein Wuppertal und die Fischereigenossenschaft „Stadtkreis
Wuppertal“ wurden sich recht bald einig, dass dies die Basis für ein
derart ehrgeiziges Projekt ist. So startete im Jahre 2001 eine
fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den vorgenannten Organisationen und
Herrn Dietmar Firzlaff, der als Inhaber der Firma aquaFuture e.K. die
Verantwortung für die praktischen Abläufe übernahm.
Einjähriger
Fisch aus dem wilden Bachforellenstamm
Foto: Helmut Wuttke
Zunächst wurde der
Bachforellenstamm auf seine Eignung hin überprüft. Zu diesem Zweck
wurden 40 Tiere, etwa gleicher Anteil an Milchnern und Rognern, dem Bach
entnommen und an der Universität Heidelberg von Herrn Dr. Arnd
Schreiber im Hinblick auf das genetische Profil untersucht. Hierbei
wurde nach dem gleichen elektrophoretischen Verfahren vorgegangen, wie
bereits in früheren Arbeiten zur Genetik von Bach- und Meerforellen (
Riffel und Schreiber 1993, 1994, Riffel et al. 1995, Schreiber und
Riffel 1996b, Schreiber 1997) beschrieben. Es geht um die Elektrophorese
von Enzymen in Agarosegelen samt
nachfolgender Substratzymographie. Bei dieser Untersuchung wurde
festgestellt, dass der Bachforellenbestand eine ausreichende genetische
Variabilität aufweist und die Fische geeignet sind, um einen
Elternfischstamm aufzubauen. Da die Wildfänge in die kommerzielle
Fischzucht „Friedrichsdorf“ verbracht werden sollten, wurde aus
Sicherheitsgründen eine Gesundheitsuntersuchung von Herrn Dr. Schäfer,
Fischgesundheitsdienst NRW, durchgeführt.
Vor der Laichzeit
wurden nun Bachforellen von 15 bis 30 cm gefangen und in die Fischzucht
überführt. Die ca. 250 Wildfische wurden in Naturteichen untergebracht
und mussten zunächst einmal daran gewöhnt werden, dass sie nicht mehr
im Bach leben und zudem auch noch Trockenfutter fressen sollten. Doch
auch diese Aufgabe konnte mit viel Geschick gelöst und die ersten Eier
in der Saison 2001/2002 gewonnen werden. Da die Fische nicht sonderlich
groß waren, war die gewonnene Eizahl mit ca. 7.500 Stück nicht sehr
hoch. Der Grundstock für einen eigenen Wupperstamm war dennoch gelegt.
So sieht die
derzeitige und zukünftige Nutzung aus.
Ein weiterer
Nebeneffekt ist die Nutzung der Milchner aus den Wildfängen. Diese
konnten seither für die Aufwertung der bisherigen Besatzmaterials
genutzt werden. So wurden und werden die Eier der „Farmbachforellen“
mit dem Sperma der „Wilden“ befruchtet. Um die genetische Variabilität
auch in Zukunft nicht einzuengen, werden die Nachkommen der „Wilden“
als 2-jährige Fische nach Geschlechtern sortiert. Die männlichen
Bachforellen werden ausgesetzt; nur die weiblichen Fische verbleiben in
der Zuchtanlage. Die jeweils gewonnenen Eier werden mit Sperma von immer
wieder neu im Ursprungsbach gefangenen Männchen befruchtet. Das bei der
Befruchtung angewendete „Pooling-Verfahren“ ist ein weiterer
Baustein für die Erhaltung der breiten genetischen Variabilität.
Die Eier werden im
Bruthaus des Bergischen Fischerei-Verein in Wuppertal am Beyenburger
Stausee erbrütet. Ein Teil der Fische wird anschließend als fressfähige
Brut zwischen der Wuppertalsperre und dem Morsbach bei Remscheid in die
Wupper und ihre Nebengewässer entlassen. Ein weiterer Teil der Fische
wird noch für ca. 6 Wochen angefüttert und dann in Bereichen
ausgesetzt, die für einen Brütlingsbesatz weniger geeignet sind.
Bei dem Wildstamm
ist eine deutlich kleinere Punktierung erkennbar.
Foto: Helmut Wuttke
Aber
auch bei dem Kleinfisch schon eine ausgeprägte Gelbfärbung.
Um eine gezielte
Kontrolle der Besatzmaßnahmen zu gewährleisten, investieren die
Projektbeteiligten viel Zeit für eine ausführliche Dokumentation des
Besatzes mit dem Ziel, jeweils im Herbst durch ein entsprechendes
Monitoring konkrete Aussagen über den Erfolg des Besatzes machen zu können.
Spannend
bleibt dann die Frage, ob die reinen Wildfische später höhere Überlebensraten
aufweisen als die bislang verwendeten Herkünfte. Nach Aussage von Herrn
Firzlaff steht schon heute fest:“ Die Nachkommen der „Wilden “
zeigen in der Zuchtanlage ein ganz anderes Verhalten als die Nachkommen
der „Domestizierten Bachforellen“.
Weitere
Informationen:
Helmut
Wuttke, Kurvenstraße 5, 42399 Wuppertal
Tel. / Fax: 0202 / 611652,
Helmut.Wuttke@onlinehome.de
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