Reisebericht CAYO-LARGO (Kuba) von Dr. Klaus Vander

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Schon seit Menschengedenken steht der passionierte Fliegenfischer vor einem bis dato schier unlösbaren Problem. Fischen ja, Familie ja, aber Familie und Fischen zu vereinen gelang bisher nur den Wenigsten. Umso erfreulicher erscheint es mir hier über einen Ort zu schreiben der Familie und Fischen in beiderseitigem Einklang erlaubt. Dieser Ort liegt nahe des 20. Breitengrades und heißt Cayo Largo (Kuba).
Als eingefleischter Salzwasserfischer entschloss ich mich nach Überwinden einiger Vorurteile hinsichtlich der Vorgeschichte diese Landes, welche sich im Rückblick als völlig haltlos erwiesen, zu diesem Trip.
Nach einem von europäischer Sicht aus relativ kurzem Flug (nur einmal umsteigen) landen wir pünktlich in Havanna. (Da es in diesem Artikel vornehmlich um die Reise / das Fischen gehen soll, erspare ich mir den Abstecher in die tabakgeschwängerte Geschichte dieses Landes.) Meine Familie, mich und Cayo Largo eine Kuba im Süden vorgelagerte Insel, trennen nur noch ein kurzer Inlandflug mit einer Maschine älteren Datums.
Schon beim Landeanflug ahnt man die Vielfalt, welche die die Insel umringenden Flachwasserzonen (Flats), tiefe Verbindungskanäle (Channels) sowie an das offene Meer grenzende Riffabschnitte dem Fliegenfischer bieten.
 
Vor Ort erfolgt der Transfer mittels Minibus zu der außerordentlich gepflegten Hotelanlage (Sol Club Cayo Largo) welche von uns gewohnte Standards nicht zu scheuen braucht. Noch am selben Tag holen uns die beiden Besitzer der Lodge Casa Batida zu einer Vorbesprechung ab, im Rahmen derer uns unser Guide sowie die lokalen Gegebenheiten vorgestellt werden. Mein Guide hieß Alex und erwies sich als ein verlässlicher, stets auf unser Wohl bedachter guter Freund. Die erste Ausfahrt führt uns mit dem gut ausgestatten Boot nach nur wenigen Minuten Fahrt in das je nach Untergrundbeschaffenheit smaragdgrün oder nahezu transparent erscheinende Reich von „Albula vulpes“, dem Bonefish. Die ersten Stunden sollen sinnbildlich sein für die folgenden Tage. 
Alex führt mich in ein Flat welches mit vereinzelten Mangrovenbüschen durchsetzt ist. Eine besondere Herausforderung für den Fliegenfischer ist das Befischen von sogenannten „tailing fish“. Hierbei befindet sich der Bonefish in derart flachem Wasser, dass seine Schwanzflosse bei der Nahrungsaufnahme die Wasseroberfläche durchbricht und mir silbrig glänzend den Weg weist. Da diese Fische besonders sensibel auf Geräusche reagieren ist eine gefühlvolle Präsentation von Nöten. Etliche Bonefish können unserer Fliege nicht widerstehen und suchen mit einer atemberaubenden ersten Flucht das Weite. Diese kann je nach Größe des Fisches durchaus bis zu 100 Metern und mehr betragen, neben einer salzwasserfesten Rolle mit gutem Bremssystem
empfiehlt sich daher ausreichend Backingkapazität. Diese Fische sind wohlgenährt und bei bester Konstitution, ein wahrer Genuss.
Das herausragende dieses Ortes ist die ausgesprochen hohe Chance auf einen „grand slam“, also Bonefish, Permit und Tarpon an einem Tag. In den tiefen Gezeitenkanälen welche die Flats durchschneiden, hat man gute Chancen mit einem Tarpon in Kontakt zu kommen.
Dieser Fisch verkörpert die pure Energie, andere Fische nehmen die Fliege, der Tarpon will sie! Während unseres Aufenthaltes konnten wir einige dieser gewaltigen Kämpfer zum Biss verleiten und nach zahllosen Sprüngen und etlichen kraftvollen Fluchten auch landen. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass in diesem Gebiet ausschließlich mit der Fliege und angedrücktem Widerhaken gefischt wird. Bei der großen Anzahl an gehakten Fischen ist das nur verständlich um die herausragende Qualität der Fischerei auch in Zukunft zu erhalten. Die Chance auf den Fang eines Permits stehen auf bestimmten Flats sehr gut, wie die zahlreichen Fotos in der Lodge beweisen. Mir ist der Fang dieses besonderen Fisches nicht gelungen, trotz einiger Kontakte.
Um bei den Räubern zu bleiben, darf man einen nicht vergessen - den Barracuda. Manchmal kaum von einem treibenden Stück Holz zu unterscheiden lauert er zumeist an den Randbereichen der Flats um sich bei passender Gelegenheit auf sein Opfer zu stürzen.
Eine Möglichkeit beim Befischen des Barracudas ist es, ihn nie direkt anzuwerfen, da er teilweise sehr sensibel auf nahe neben ihm landende Köder reagiert und flüchtet. Besser ist es anfänglich die Fliege hinter den Fisch zu führen bis er sich wendet um sie ins Auge zu fassen, dann schnell die Fliege abzuheben und das Spiel von neuem zu beginnen, bis der Fisch vor Jagdeifer richtig heiß ist. Nie werde ich diesen großen Barracuda vergessen der durch dieses Spiel so gereizt war und die eigentlich durch einen verunglückten Wurf direkt neben dem Boot landende Fliege mit so viel Enthusiasmus inhalierte, dass ich vor lauter Staunen fast auf den Anhieb vergaß. Nach einigen Minuten konnte jedoch auch dieser wunderschöne Räuber wieder in Freiheit entlassen werden.
All die fischereilichen Vorzüge dieses Reviers zu beschreiben würde das Format dieses Artikels sprengen, auch kann man es nicht intensiv genug beschreiben, man muss es erleben.
 
Die am Anfang diese Artikels beschriebene Familientauglichkeit dieses Ortes wird unterstützt durch den vor dem Hotel gelegenen kilometerlangen Sandstrand sowie den zahlreichen durch das Hotel gebotenen Aktivitätsmöglichkeiten. Um es kurz zu fassen, ich hatte während dieser erlebnisreichen 6 Tage nie das Gefühl, dass nur ich, der fischende Teil etwas erlebt hätte. Auch meine Familie wusste stets über einen erlebnisreichen Tag zu berichten. Bleibt mir zusammenfassend nur zu sagen wer „fisch & family“ im Einklang erleben möchte, ist hier genau richtig.

Text und Fotos: Dr. Klaus Vander

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