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Schon seit Menschengedenken
steht der passionierte Fliegenfischer vor einem bis dato schier unlösbaren
Problem. Fischen ja, Familie ja, aber Familie und Fischen zu vereinen
gelang bisher nur den Wenigsten. Umso erfreulicher erscheint es mir hier
über einen Ort zu schreiben der Familie und Fischen in beiderseitigem
Einklang erlaubt. Dieser Ort liegt nahe des 20. Breitengrades und
heißt Cayo Largo (Kuba).
Als eingefleischter Salzwasserfischer entschloss
ich mich nach Überwinden einiger Vorurteile hinsichtlich der
Vorgeschichte diese Landes, welche sich im Rückblick als völlig
haltlos erwiesen, zu diesem Trip.
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Nach
einem von europäischer Sicht aus relativ kurzem Flug (nur einmal
umsteigen) landen wir pünktlich in Havanna. (Da es in diesem Artikel
vornehmlich um die Reise / das Fischen gehen soll, erspare ich mir den
Abstecher in die tabakgeschwängerte Geschichte dieses Landes.) Meine
Familie, mich und Cayo Largo eine Kuba im Süden vorgelagerte Insel,
trennen nur noch ein kurzer Inlandflug mit einer Maschine älteren
Datums.
Schon beim Landeanflug ahnt man die Vielfalt, welche die die Insel
umringenden Flachwasserzonen (Flats), tiefe Verbindungskanäle (Channels)
sowie an das offene Meer grenzende Riffabschnitte dem Fliegenfischer
bieten.
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Vor
Ort erfolgt der Transfer mittels Minibus zu der außerordentlich
gepflegten Hotelanlage (Sol Club Cayo Largo) welche von uns gewohnte
Standards nicht zu scheuen braucht. Noch am selben Tag holen uns die
beiden Besitzer der Lodge Casa Batida zu einer Vorbesprechung ab, im
Rahmen derer uns unser Guide sowie die lokalen Gegebenheiten
vorgestellt werden. Mein Guide hieß Alex und erwies sich als ein verlässlicher,
stets auf unser Wohl bedachter guter Freund. Die erste Ausfahrt führt
uns mit dem gut ausgestatten Boot nach nur wenigen Minuten Fahrt in
das je nach Untergrundbeschaffenheit smaragdgrün oder nahezu
transparent erscheinende Reich von „Albula vulpes“, dem Bonefish.
Die ersten Stunden sollen sinnbildlich sein für die folgenden
Tage. |
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Alex
führt mich in ein Flat welches mit vereinzelten Mangrovenbüschen
durchsetzt ist. Eine besondere Herausforderung für den Fliegenfischer
ist das Befischen von sogenannten „tailing fish“. Hierbei befindet
sich der Bonefish in derart flachem Wasser, dass seine Schwanzflosse
bei der Nahrungsaufnahme die Wasseroberfläche durchbricht und mir
silbrig glänzend den Weg weist. Da diese Fische besonders sensibel
auf Geräusche reagieren ist eine gefühlvolle Präsentation von Nöten.
Etliche Bonefish können unserer Fliege nicht widerstehen und suchen
mit einer atemberaubenden ersten Flucht das Weite. Diese kann je nach
Größe des Fisches durchaus bis zu 100 Metern und mehr betragen,
neben einer salzwasserfesten Rolle mit gutem Bremssystem |
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empfiehlt
sich daher ausreichend Backingkapazität. Diese Fische sind wohlgenährt
und bei bester Konstitution, ein wahrer Genuss.
Das herausragende dieses Ortes ist die ausgesprochen hohe Chance auf
einen „grand slam“, also Bonefish, Permit und Tarpon an einem Tag.
In den tiefen Gezeitenkanälen welche die Flats durchschneiden, hat
man gute Chancen mit einem Tarpon in Kontakt zu kommen. |
Dieser
Fisch verkörpert die pure Energie, andere Fische nehmen die Fliege,
der Tarpon will sie! Während unseres Aufenthaltes konnten wir einige
dieser gewaltigen Kämpfer zum Biss verleiten und nach zahllosen Sprüngen
und etlichen kraftvollen Fluchten auch landen. An dieser Stelle möchte
ich erwähnen, dass in diesem Gebiet ausschließlich mit der Fliege
und angedrücktem Widerhaken gefischt wird. Bei der großen Anzahl an
gehakten Fischen ist das nur verständlich um die herausragende Qualität
der Fischerei auch in Zukunft zu erhalten.
Die Chance auf den Fang eines Permits stehen auf bestimmten Flats sehr
gut, wie die zahlreichen Fotos in der Lodge beweisen. Mir ist der Fang
dieses besonderen Fisches nicht gelungen, trotz einiger Kontakte. |
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Um
bei den Räubern zu bleiben, darf man einen nicht vergessen - den
Barracuda. Manchmal kaum von einem treibenden Stück Holz zu
unterscheiden lauert er zumeist an den Randbereichen der Flats um sich
bei passender Gelegenheit auf sein Opfer zu stürzen. |
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Eine
Möglichkeit beim Befischen des Barracudas ist es, ihn nie direkt
anzuwerfen, da er teilweise sehr sensibel auf nahe neben ihm landende
Köder reagiert und flüchtet. Besser ist es anfänglich die Fliege
hinter den Fisch zu führen bis er sich wendet um sie ins Auge zu
fassen, dann schnell die Fliege abzuheben und das Spiel von neuem zu
beginnen, bis der Fisch vor Jagdeifer richtig heiß ist. Nie werde ich
diesen großen Barracuda vergessen der durch dieses Spiel so gereizt
war und die eigentlich durch einen verunglückten Wurf direkt neben
dem Boot landende Fliege mit so viel Enthusiasmus inhalierte, dass ich
vor lauter Staunen fast auf den Anhieb vergaß. Nach einigen Minuten
konnte jedoch auch dieser wunderschöne Räuber wieder in Freiheit
entlassen werden. |
All
die fischereilichen Vorzüge dieses Reviers zu beschreiben würde das
Format dieses Artikels sprengen, auch kann man es nicht intensiv genug
beschreiben, man muss es erleben.
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Die
am Anfang diese Artikels beschriebene Familientauglichkeit dieses
Ortes wird unterstützt durch den vor dem Hotel gelegenen
kilometerlangen Sandstrand sowie den zahlreichen durch das Hotel
gebotenen Aktivitätsmöglichkeiten. Um es kurz zu fassen, ich hatte während
dieser erlebnisreichen 6 Tage nie das Gefühl, dass nur ich, der
fischende Teil etwas erlebt hätte. Auch meine Familie wusste stets über
einen erlebnisreichen Tag zu berichten. Bleibt mir zusammenfassend nur
zu sagen wer „fisch & family“ im Einklang erleben möchte, ist
hier genau richtig.
Text und Fotos: Dr. Klaus Vander |
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