Kennt Ihr die
Geschichte von Gierach „Guiding and Beeing Guided“ – na ja, es geht darin
um einen sehr humorigen Zugang zur Frage, was man als Guide denn für
Pflichten hat und ob der Job „rewarding“ ist. Beim Schreiben und vor allem
beim Überlegen, was denn in diesem Artikel stehen soll, stellte sich mir
ein ähnliches Problem: Was interessiert eigentlich? So ein Artikel ist ja
auch ein bisserl wie Guiding auf Distanz. Zu folgendem Schluss bin ich
gekommen: Wenn Ihr technische Daten wissen wollt, dann steht Euch eine
Homepage des Bewirtschafters zur Verfügung (www.sab.at), auch gängige
Fliegen sowie Photos werdet Ihr dort finden und alle anderen „hard facts“
zur Ager.
Darum will ich Euch meine
ganz subjektiven Erfahrungen an diesem Gewässer, das ich seit nunmehr 10
Jahren regelmäßig befische, kurz näher bringen.
Die
wichtigste Erkenntnis für mich war, dass die Ager sich jedem
Fliegenfischer auf Ihre Art erschließt und es meines Erachtens nicht DIE
Strategie verlangt oder DEN besten Platz gibt. Ich fische wie gesagt seit
zehn Jahren dort und habe jedes Jahr einen neuen „Hotspot“ gefunden. Es
gibt Stellen, von denen wird berichtet, sie seien voll Fisch, die mich
aber jedes Jahr wieder frustriert abziehen lassen. Das ist zum Beispiel
Z’sammschlag, am ganz oberen Ende der Strecke, wo die Vöckla in die Ager
mündet. Hier sind schwierige, verschieden schnelle Strömungen die
zusammentreffen und ein großes Kehrwasser gibt es hier, in dem der Biss
beim Nymphenfischen schwer zu erkennen ist und eine Trockenfliegendrift
oft nur über eine sehr kurze Strecke möglich ist. Hier habe ich immer
wieder einpaar Aitel erwischt, aber ehrlich gesagt, ist das nicht
unbedingt mein Zielfisch an der Ager. Immer wieder hört man aber, dass der
Z’sammschlag eine ganz wunderbare Äschenstelle sein soll – „who knows?“
Dann
gab es wiederum Stellen, die ich jahrelang nicht beachtet habe, die mir
dann aber schließlich sehr ans Herz gewachsen sind, weil sie mich
plötzlich völlig überrascht haben. Hier ist zum Beispiel die Dürrweger
Kurve zu nennen, die, seit die neuen Blockwürfe unterhalb existieren, auf
einmal eine ganz aussergewöhnliche Stelle geworden ist, weil sich in dem
Rückstaubereich oberhalb der neuen Schwelle die Regenbogen
ausserordentlich wohl fühlen. Sie werden dort auch offensichtlich nicht so
intensiv befischt, weil man ohne Raum für den Rückschwung unter
überhängenden Ästen doch zumindest 15m weit „switchen“ muss, um die
Standplätze zu erreichen.
Auch die Wastl Au hat sich für mich zu einem Lieblingsplatzl gemausert,
weil man dort an Tagen, an denen jeder mit einer Angel an der Ager
unterwegs zu sein scheint, immer noch in relativer Ungestörtheit und an
sehr heissen Sommertagen noch dazu im Schatten fischen kann. Man muss
allerdings bemerken, dass dort kaum besetzt wird und daher keine so große
Fischdichte wie an den „klassischen“ Stellen gegeben ist. Auch die
Deutenhamer Flats unterhalb der Aurach Mündung sind so eine Zone, wo ich
noch nie andere Fischer getroffen habe. Man muss bedächtig vorgehen, sich
Zeit nehmen und vorsichtig die Kurve Richtung
Aurachmündung und die „Riffles“
davor abfischen. Das Waten sollte man - so weit möglich – vermeiden, denn
die Fische sind hier scheuer als anderswo an der Ager. Ich glaube das
liegt daran, dass sich hier vor allem die überwinterten Fische, die ein
eigenes Revier beanspruchen von oberhalb einstellen. Die Flats sind
natürlich schon wegen der extrem schwachen Strömung schwierig zu befischen
und man kann schon nach dem Einsteigen eine Zigarette rauchen, bis sich
alles wieder ein bisschen beruhigt hat.
Ein Plätzchen, das mich wiederum anders herum behandelt hat ist die Dornedter Kurve – als dort noch keine Trockenfliegenstrecke eingerichtet
war, hat man die Kurve wunderschön mit einer tief geführten Nymphe
ausfischen können und hat auch wunderbar gefangen – das ist irgendwie
vorbei. Die Trockenfliege scheint dort – zumindest in meinem Fall – nicht
so recht zu funktionieren. Es wird dort wohl auch sehr intensiv gefischt.
Ich möchte hier noch einmal betonen, dass es andere Fischer möglicherweise
völlig gegenteilige Erfahrungen gemacht haben und dass es möglich ist,
dass nächstes Jahr die Sache auch bei mir wieder anders ausschaut.
Grundsätzlich ist es so, dass es an der ganzen Strecke keinen einzigen
Platz gibt, der nicht Erfolg versprechend ist oder zumindest die Chance
bietet einen guten Fisch zu fangen. Es wird zumindest von Seiten des
Sportanglerbundes alles Mögliche dazu getan.
Der
uneingeschränkte Lieblingsplatz der meisten Fischer ist meines Erachtens
die TKV Gerade unterhalb der „Reib“, wo eigentlich immer „was geht“. Mein
subjektiver Eindruck ist allerdings, dass mit fortschreitender Saison die
Fische dort „brennt san“. Da wird’s dann oft schwierig und vor allem
Trocken sind die Burschen dann nicht mehr leicht aus der Reserve zu
locken. Grundsätzlich stehen dort auf der ganzen Breite des Flusses
Fische. Über einen schnellen Zug, in dem am Rand und auch in der stärksten
Strömung teilweise wirklich gute Forellen oft im knietiefen Wasser stehen,
zieht die Ager in ein breiteres Flussbett, das mehrere tiefe Rinnen
aufweist und sich schließlich immer breiter und flacher werdend vor der
Sägerinsel teilt. Hier hat man Platz zum Werfen und kann mit einer
schweren Nymphe die Rinnen abfischen oder versuchen in den Randzonen der
Strömung, auch wenn kein akutes Steigen zu bemerken ist, die Fische zum
Steigen zu bringen. Immer einen Versuch Wert ist im Sommer eine „gezogene
Sedge“, mit der man wahre Sternstunden erleben kann.
Dann gibt’s natürlich auch noch einen weiteren, sehr beliebten Platz, die
Hessenberger Wiese. Hier steht man zu den neuralgischen Zeiten
(Wochenende, 21 Uhr, Sommer) oft Schlange. Die Fische stehen auf der
anderen, unzugänglichen Uferseite und sind gut beim Trockenstreamern zu
erwischen – also wieder eine große Sedge schlittern lassen. Viele
Fehlbisse, aber Spannung pur!
Die Stögmüller Wehr wäre natürlich auch noch zu erwähnen – eher ein
schwarzer Punkt auf meiner Agerkarte, aber mit Sicherheit wiederum für
viele ganz anders – vor allem, wenn jemand gerne tief fischt, ist das
sicher ein Spitzenplatzerl. Wie heisst’s denn so schön: „Ein Wehr ist
niemals leer!“
Beim unteren Agersteg soll’s auch nicht schlecht sein, aber bis auf ein
paar frisch gesetzte Bachforellen ist mir dort der große Wurf auch noch
nicht gelungen. Stellen wie diese gibt mehrere an der Ager, die mir aber
nicht so besonders gut gefallen. Leider ist der schöne Fluss, wie alle
unsere Bacherl in ein Blockwurfkorsett gezwungen worden und schießt daher
an manchen Stellen kanalartig gerade durch sein Flussbett. Diese Stellen
(z.B. Rennstrecke/Spitzgerade, Schalchhamer Gerade, oberhalb Wastl Au...)
sind zwar deswegen nicht unbedingt fischereilich uninteressant, sagen mir
aber eben nicht besonders zu. Drum schreib’ ich auch nix großartig drüber.
Ich habe selbstverständlich auch nicht über alle Platzerl geschrieben, die
zu meinen Favouriten gehören – jeder braucht doch sein kleines Geheimnis
an „seinem“ Fluss, aber ich bin mir sicher, dass man sich jedes Gewässer
sowieso selber erarbeiten muss und ein Tipp von jemand anderem dabei nur
bedingt hilfreich sein kann.
Die
Ager ist also, so wie ich sie sehe, ein Flüsschen, das zwar nicht so
mächtig ist, wie die Gmundner Traun oder die Mur, aber trotzdem
fischereilich einiges abverlangt. Auch den geübten Werfer wird sie an der
einen oder anderen Stelle vor Probleme stellen und manche Strömung lässt
sich nicht leicht ausfischen. Hat man das richtige Auge, wird man aber
Stellen finden, die kleinräumige und diffizile Fischerei zulassen, wie zum
Beispiel die beiden neu geformten Streckenabschnitte (unterhalb der
Marianenhöhe und an der Schimpl Wiese).
Die Konditionen für die Lizenzausgabe finden sich natürlich auch auf der
Homepage, genauso wie Preise, Ausgabestellen, Unterkünfte etc.
Grundsätzlich ist die Ager ein wunderschönes Gewässer, das mich
fischereilich stark geprägt hat und das seinen guten Ruf auch verdient -
den einen oder anderen Kritikpunkt muss ich allerdings hier doch los
werden. Die Frage der Besatzpolitik ist ein Streitthema und die
Bewirtschafter sind leider wirtschaftlichen Zwängen ausgesetzt, die man
nicht wegreden kann, aber ich meine, man sollte die Dinge dann halt auch
beim Namen nennen und nicht beschönigen. Besatz mit fangfähigen Fischen
ist - auch wenn er im Herbst stattfindet - kein „Laichfischbesatz“,
sondern eine Maßnahme, die Attraktivität des Gewässers zu steigern. Damit
wir was fangen – basta!
Ein weiterer Punkt, der nicht ehrlich tituliert wird, ist die
„Entnahmeregelung“ für kurzfristige Lizenzen. Wenn man Catch an Release
verordnen will, dann soll man das bitte auch tun und nicht behaupten, die
Entnahme eines Fisches pro Tag sei ja gestattet, man müsse dann „nur“ zum
Fischen aufhören. Das ist Firlefanz und läuft aufs selbe raus. Wenn ich
ca. € 60,-- pro Tage zahle, höre ich nicht auf, wenn ich um 10.00 Uhr
einen Fisch fange, sondern fische Catch and Release. Auch bei einem
schönen Abendsprung werde ich das nicht anders machen! Hier wäre mein
Vorschlag, die Entnahme zu beschränken, z.B.: 3-Tages Karte, ein Fisch
(bisher 3) – aber dann kann ich weiter fischen! Oder man nennt die Dinge
eben beim Namen! Es ist meines Erachtens genau falsch herum geregelt – hat
man als Jahreslizenznehmer sowieso unbeschränkt oft die Möglichkeit
fischen zu gehen, dann darf man auch noch nach Entnahme eines Fisches
weiterfischen. Das ist nicht stringent und dient keinesfalls einem
Hegeziel, sondern führt zu krasser Ungleichbehandlung von Gastfischern,
die ja einerseits auch Vereinsmitglieder sind und andererseits oft nur
deshalb keine Jahreskarte haben, weil sie schlicht zu teuer ist.
Im Übrigen finde ich, wird an der Ager im Rahmen des Möglichen ein
vernünftiger Mittelweg zwischen intensiver Bewirtschaftung und naturnahem
Besatz aus Aufzuchtbächen gegangen und man hat immer die Chance auf seinen
Traumfisch. Es ist hier auch in aller Deutlichkeit zu sagen, dass das
Positive an diesem Wasser wohl überwiegt und die Preise für die Fischerei
im Gegensatz zu vielen anderen, vergleichbaren Revieren, als fair zu
bezeichnen sind. Besonders zu erwähnen sind die Bemühungen um den Huchen,
der besetzt wird und hoffentlich zu schönen Exemplaren abwächst –
vielleicht wird ja dann die Ager einmal in einem Atemzug mit Mur und
Pielach genannt, wenn das Projekt Erfolg hat. Eigenreproduktion dürfte
leider noch keine nachgewiesen worden sein, aber was nicht ist, kann ja
noch werden.
In diesem Sinne möchte ich Euch Petri Heil wünschen und vielleicht sieht
man sich ja mal am Wasser.
Mag.
Hans M. Peherstorfer
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